Drei Kurze: Monika, Hannelore und der Untergang

  • Monikas Millionen – Bundesgeld für NRW-Kultur
  • Westspiel-Warhols – Kraft verpasst Chance
  • Falscher Eindruck – Neues Museum unter Tage
Wirklich nur ganz kurz: In der Nacht zu Donnerstag war die legendäre Bereinigungssitzung, der heimliche Höhepunkt des parlamentarischen Jahres der Haushälter im Bund. Mindestens zwei Entscheidungen des Gremiums sind auch gute Nachrichten für die NRW-Kultur: Das Jazz-Festival in Moers wird auch die nächsten drei Jahre mit je 150.000 Euro aus Bundesmitteln mitfinanziert. Da freut sich besonders der Kulturausschussvorsitzende Siegmund Ehrmann (SPD) … der kommt zufällig aus Moers. Und sogar 28,2 Millionen Euro stehen ab 2016 im Grütters-Etat als Zuschuss für ein Internationales Tanzzentrum in Wuppertal zur Verfügung. Das ist allerdings nur die Hälfte der geschätzen Umbaukosten des aus Brandschutzgründen seit Jahren geschlossenen Schauspielhauses. Wo die hochverschuldete Stadt ihren Anteil hernehmen will, ist noch völlig schleierhaft; das Land könnte die seinerseits nötigen 15 oder 20 Millionen eigentlich locker zusammenbringen. Da ist dann aber immer die Frage, ob die Ministerpräsidentin die Bedeutung versteht; gut möglich allerdings, dass sie dem neuen SPD-Oberbürgermeister an der Wupper, Andreas Mucke, quasi eine kulturelle Anschubfinanzierung für seine Amtszeit gewährt (hätte sicher positive Effekte auf die Ergebnisse ihrer bergischen Genossen bei der nächsten Landtagswahl – so was versteht sie sofort).
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Kraft hätte natürlich auch … aber nein, die Millionen aus dem Verkauf der beiden Westspiel-Warhols vor einem Jahr werden nicht in die Kultur re-investiert, auch nicht teilweise. Der Kollege Andreas Rossmann hat in der FAZ schön beschrieben, mit welchen rhetorischen-Pirouetten die Regierungschefin in Düsseldorf ihren Finanzminister jetzt begründen lässt, dass da nie und nieniglich auch nur andeutungsweise jemals der Hauch einer Chance hätte bestanden haben können, den eigentlich satten 28-Millionen-Überschuss aus dem Kunstverkauf beispielsweise für den Ankauf anderer Kunst (Portigon-Sammlung) oder eben obiges Tanzzentrum auszugeben. Manchmal beschleicht einen die Ahnung: Wenn jemand in Hannelore Krafts Nähe „Kultur“ sagt – oder gar „Kunst“ -, wedelt die Ministerpräsidentin hektisch mit den Armen und ruft laut „Iihh, ein Tier!“
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Zuletzt: In unserer beliebte Reihe „Alles-wird-ja-immer-schlimmer-und-sowieso-zuerst-und-am-meisten-an-der-Kultur-gespart“ heute Folge 362. Titel: „Noch ’n Museum“. In der Hauptrolle: Das neue „Museum unter Tage“ in Bochum. Baukosten: € 7 Mio. Um Missverständnissen vorzubeugen: Ich find’s super (ernsthaft). Es passt bloß irgendwie nicht zu der ständigen Drohkulisse des abendländischen Kulturuntergangs. Eigentlich ist das Gegenteil der Fall – jedenfalls solange man nicht ständig RTL-Programme guckt und die AfD gut findet. Aber denen ist auch mit einem Museum nicht mehr zu helfen. Schönes Wochenende!

Über derkulturpolitischereporter

Peter Grabowski ist der kulturpolitische reporter in NRW und drum herum
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