Am Freitag tritt Susanne Gaensheimer ganz offiziell ihren Dienst als Direktorin der Kunstsammlung NRW in Düsseldorf an. Heute hat sie in der schicken Pardo Bar des K21, dem Gegenwartsableger des dreigliedrigen Landeskunstmuseums, ihr Programm für die ersten Monate vorgestellt. Es wird alles noch mal einen Tick „gegenwärtiger“ als unter ihrer Vorgängerin Marion Ackermann, und das meint die Inhalte genauso wie Organisation, Vermittlung, Corporate Identity. Sie kündigte einen massiven Ausbau des digitalen Auftritts an, will einen internen Selbstverständigungsprozess in Gang bringen, redet sehr selbstverständlich über postkoloniale Diskurse und künstlerische wie intellektuelle Auseinandersetzung mit dem Eurozentrismus. Unübersehbar kam da manch lokaler Medienmensch ins Straucheln – Düsseldorf trägt seine dritte Silbe nicht immer zu Unrecht.
Gaensheimer, die unter anderem bereits zweimal den deutschen Biennale-Pavillon in Venedig kuratierte und dafür einmal mit dem Goldenen Löwen ausgezeichnet wurde, strahlt eine bemerkenswert souveräne Internationalität und reflektierte Innovationsfreude aus. Mit ihr verbinden sich große Hoffnungen, nachdem Marion Ackermanns Abschied aus DEM Museum des Landes Nordrhein-Westfalen das damalige Ministerium für Familie, Kinder, Jugend, Kultur und Sport im vergangenen Jahr einigermaßen kalt erwischte. Nicht nur, weil man ihren Vertrag erst kurz zuvor verlängert hatte, sondern auch weil das Kulturressort just zu diesem Zeitpunkt nicht gerade optimal aufgestellt schien für eine so bedeutende Personalie. Die selbst erst frisch eingesetzte Abteilungsleiterin hatte keinen kulturfachlichen Hintergrund, also auch kein entsprechendes Netzwerk; die Ministerin selbst war auf dem Gebiet sogar völlig unbeleckt.
Auch deshalb gilt die Verpflichtung Gaensheimers als großer Coup. Zudem bringt sie von ihrer bisherigen Wirkungsstätte, dem Frankfurter Museum für Moderne Kunst (MMK), auch gleich noch die neue Kaufmännische Direktorin der Kunstsammlung NRW mit, Bianca Knall. Ebenfalls wechselt zeitgleich der bisherige Kurator des Städel-Museums, Felix Krämer, vom Main an den Rhein. Er wird quasi nebenan Generaldirektor des Kunstpalast, dem größten Städtischen Museum Düsseldorfs. Die beiden kennen und vertrauen sich; Gaensheimer hält – nicht nur intermuseale – Kooperation innerhalb einer Stadt erklärtermaßen für eine Selbstverständlichkeit. Auch bei diesem Thema runzelte so manche*r beim Pressetermin die Stirn. In der Tat dürfte es angesichts der bekannt schwierigen kulturpolitischen Gefechtslage in der NRW-Landeshauptstadt interessant sein zu beobachten, wer da auf lange Sicht wen mehr prägen wird. Etwas weniger „dorf“ würde den Kulturinstitutionen an der Düssel jedenfalls gut tun – und der lokalen Kulturpolitik erst recht.